Als ehemaliger Ministrant denke ich noch gern an diesen Moment. Gespannt beobachteten wir am späten Abend, wie das Feuer vor dem Hauptportal der Kirche entzündet wurde. Im Nu strahlten die hellen Feuerzungen die Gesichter der Gottesdienstbesucher an. Dann sprach der Pfarrer einen Segen über das Feuer.
Licht und Wärme braucht jeder Mensch, um leben zu können. Deshalb sprechen wir im Alltag wohl auch gern vom „Feuer der Leidenschaft“ oder einer „glühenden Liebe“. Ob wir diese Metaphern auch auf Gottes Liebe zu uns Menschen übertragen dürfen? Das Buch Genesis erinnert jedenfalls daran, dass Gott Licht in die Dunkelheit brachte. Gleich zu Beginn heißt es: „Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war.“ (Gen 1,2-3). Um aus dem Chaos des Anfangs einen lebensfreundlichen Kosmos zu schaffen, schied Gott das Licht von der Finsternis. Damit war die Finsternis nicht abgeschafft, denn die dunkle Nacht gibt es ja bis heute. Über das Licht aber heißt es ausdrücklich: „Gott sah, dass das Licht gut war.“
Gott ist der Freund des Lebens. Dieses Leben, so dunkel und chaotisch wir es auch oft erfahren, ist uns an Ostern selbst über den Tod hinaus versprochen. Im vergangenen Sommer erzählte mir ein Kollege aus dem Gespräch mit einem Mann, der mit 55 Jahren an einer schweren Krebserkrankung litt, folgendes: „Ich habe gut gelebt und würde das auch gern noch ein paar Jahre weitertun. Aber wenn ich denn wirklich von dieser Welt gehen muss, dann ist es so. Ich kann das annehmen. Das Ziel unseres Lebens liegt ja nicht auf Erden. Als Christ glaube ich, dass uns unser Leben nicht genommen, sondern nur gewandelt wird. Und deshalb möchte ich, dass du mein Begräbnis als ein Zeugnis der Auferstehungsbotschaft gestaltest und nicht zu einem trostlosen Trauergottesdienst verkommen lässt. Mein Begräbnis soll den Anwesenden noch einmal deutlich machen, an was ich geglaubt habe: an ein immerwährendes Leben bei Gott – über meinen Tod hinaus.“
Was für eine Aussage! Er, der im Grunde mit dem Leben hadern müsste und menschlichen Trost bräuchte, ist derjenige, der mir mit klaren Worten ein Zeugnis seines Glaubens schenkt. Diese Begebenheit möchte uns stärken: wann immer uns das Leben an unsere Vergänglichkeit erinnert, dürfen wir darauf vertrauen, dass wir im Sterben eben nicht ins Nichts versinken, sondern in Gottes unendlicher Liebe geborgen sein werden. Sie umgibt uns bereits zu Lebzeiten, sie umfängt uns, wenn sich unser irdisches Leben dem Ende zuneigt und sie ist da, wenn wir einmal sterben werden. Gerade die Osterzeit will uns an diesen Glauben an Gott, den Freund unseres Lebens, erinnern und bestärken.
Ich wünsche Ihnen, auch im Namen von Ortsverwaltung und Pfarrgemeinde, trotz der schwierigen Situation, ein schönes und hoffnungsvolles Osterfest.
Ihr Pfarrer
Thomas Fuchs