Frohe Weihnachten

Nun haben wir das zweite Weihnachtsfest unter Pandemiebedingungen. Wohl die Wenigsten haben gedacht, dass es noch einmal so schwierig mit unserem Zusammenleben wird. Experten sagten es voraus, aber nur ganz wenige konnten sich das tatsächlich vorstellen.

Vielleicht können Sie sich noch an die Worte der diesjährigen Osterveröffentlichung erinnern. Von Miteinander, von Gemeinsamkeit war die Rede gewesen. Irgendwie ging dies im Laufe des Pandemiegeschehens verloren. Aber was nutzt alles Wehklagen, alle Besserwisserei, alle Politikverdrossenheit, alle Wut auf die Nichtgeimpften, alle Wut auf die Geimpften, die alles mit sich machen lassen? Oder das Unverständnis gegenüber den verschiedenen Wissenschaftlern, die sich dazu manchmal gegenseitig widersprechen? Geben Sie sich die Antwort selbst, aber bitte erst, wenn Sie die nachfolgende Geschichte, die mit dem Titel „Eine Frage der Perspektive“ überschrieben ist, zu Ende gelesen haben. In einer kleinen Anekdote heißt es:


Vor vielen Jahren wollte ein großes Schuhunternehmen seinen Markt ausweiten. Die Geschäftsführung beschloss, zwei Mitarbeiter in die entlegensten Teile Australiens zu schicken, wo jeder untersuchen sollte, welche Möglichkeiten dort bestanden, Schuhe zu verkaufen. Nach einiger Zeit trafen zwei Meldungen ein: In der ersten hieß es „Unmöglicher Markt. Alle gehen barfuß.“
In der zweiten stand: „Unendliche Möglichkeiten! Hier gehen noch alle barfuß!“

Vieles ist eine Frage der Sichtweise, der Perspektive. Dieselben Tatsachen können sehr unterschiedlich gedeutet werden. So ist es auch mit der Betrachtung unserer heutigen Situation. Jeden Tag hören wir unendlich viele Nachrichten aus aller Welt. Bei all den Meldungen über Katastrophen, Virusmutationen, neuen Erkenntnissen möchte man oft resignieren. Es scheint nur Unglück und unlösbare Probleme zu geben.

Ich kann jedoch auch den Standpunkt wechseln. Ich kann zum Beispiel auch zu der Erkenntnis kommen, dass scheinbar alles in der Welt schlecht und hoffnungslos ist, weil das Negative für die Medien interessanter ist. Es ist erwiesen, dass schlechte Nachrichten sich besser verkaufen lassen. Je dramatischer desto besser.In Wahrheit geschieht auch sehr viel Gutes und Positives, doch das ist nicht spektakulär genug, um darüber zu berichten. Und es gibt noch eine zweite, fast wichtigere Möglichkeit, der Resignation zu begegnen. Ich muss die Hände nicht in den Schoß legen. Ich bin angesichts all der Negativ-Meldungen nicht zur Passivität verdammt. Ich kann die Situation in der Welt als Herausforderung sehen. Ich kann zwar als Einzelner nicht die ganze Welt verwandeln. Doch ich kann nach dem großartigen Wort des ermordeten Erzbischof Dom Helder Camara aus Brasilien leben, der ein afrikanisches Sprichwort zitierte:
„Viele kleine Menschen an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.“

Denken Sie darüber nach! Was ist Ihr kleiner Schritt? Wir freuen uns alle auf das Weihnachtsfest 2021. Denken wir alle an die Botschaft der Geburt Jesu. Ich bin zu euch auf die Welt gekommen. Ich lasse euch nicht allein.

Es grüßt Sie herzlich
Jörg Knapp,
Pfarrgemeinderat der Seelsorgeeinheit Bühl-Vimbuch