Manches muss man erleben, das kann man sich nicht selbst vorstellen. Eine Gruppe engagierter Vimbucher, die bereits seit über zwei Jahren im Rahmen unseres Bürgerbeteiligungsprozesses „Vimbuch neu denken“, haben vergangenes Wochenende so einiges erleben dürfen.
Die erste Station war Neuweiler im Landkreis Calw. Die selbstständige 3.200-Seelen-Gemeinde hatte bereits 2012 einen ähnlichen Bürgerbeteiligungsprozess gestartet. Der Verein „Miteinander – Füreinander Neuweiler e. V.“ betreibt seit 2016 eine Tagespflege in eigener Verantwortung. Der Vorstand arbeitet ehrenamtlich, der Verein hat keine Gewinnerzielungsabsicht, sodass im Vergleich zu gewöhnlichen Anbietern deutlich mehr finanzielle Mittel für die Menschen zur Verfügung steht. Wichtig ist, wie die Vorsitzende Anita Burkhardt betonte, die Einbindung der Älteren in den Alltag der Gemeinde.
Nach dem großen Erfolg hat man sich entschieden, den nächsten Schritt zu gehen. Inzwischen wurde die Bürgergenossenschaft Neuweiler gegründet. Diese bereitet die Umnutzung und Erweiterung eines Gebäudekomplexes im Ortskern vor, in dem barrierefreie Wohnungen, eine Demenz-Wohngruppe, die Tagespflege und Begegnungsräume entstehen werden.
Ein nicht weniger beeindruckendes Projekt wurde im Anschluss in Ringingen (Stadt Erbach/Donau) besichtigt. Dort haben Stadt und Kirche gemeinsam das ehemalige Gasthaus Hirsch übernommen und auf dem Grundstück die „Neue Ortsmitte“ gebaut. In einer vermutlich einmaligen Kooperation teilen sich Stadt und Kirche das Gebäude und die Begegnungsräume. Metzger, Bäcker und Sparkasse erwarben Teilflächen im Gebäude zur eigenen Nutzung.
Ortsvorsteher Georg Mack, der die Gemeinschaftsinvestition auf den Weg gebracht hat, stellte gemeinsam mit dem Kirchengemeinderatsvorsitzenden Manuel Ott das Miteinander in der Neuen Ortsmitte vor. „Zu Beginn des dreijährigen Planungsprozesses stand der Wille, die dörfliche Infrastruktur und Grundversorgung dauerhaft zu sichern und den Ortskern zu beleben“, ging Georg Mack, seit 27 Jahren Ortsvorsteher des Ortes mit 1.400 Einwohnern, auf die ersten Überlegungen ein. Der Kirchengemeinde fehlten Räumlichkeiten für Sitzungen, Gruppenstunden oder Proben des Kirchenchors, die Auslastung der Räume wäre aber gering. Daher war ein Gemeinschaftsprojekt logisch, meinte Manuel Ott. Inzwischen ist das „Ringinger Haus“ ein Erfolgsmodell, das bundesweit Beachtung findet.
Die Zeit im Bus wurde genutzt für Gespräche über die beeindruckenden Projekte. Einen großen Bedarf an barrierefreien Wohnungen sieht die Arbeitsgruppe in Vimbuch auch. Die Idee, das im Rahmen einer Bürgergenossenschaft umzusetzen, wurde als hoch spannend beurteilt. Der enorme Aufwand muss jedoch gestemmt werden und es erfordert eine große Bereitschaft der Bürger, Geld in das Projekt zu investieren.
Einigkeit bestand, dass der lange Tag wertvolle Impulse brachte und einiges auch für Vimbuch interessant ist.
Ihr Ortsvorsteher
Manuel Royal