Sehr interessante Fotos hat Olaf Burkart, der Fischereipächter des Sandbachs, an die Ortsverwaltung geschickt. Er hat dort nämlich seltene Flussneunaugen gesichtet. Das Flussneunauge gehört zur Gruppe der Kieferlosen und ist mit den anderen Fischen nur fern verwandt.
Das entscheidende Merkmal, welches die Neunaugen von Fischen und allen anderen Wirbeltieren unterscheidet, ist das grundsätzliche Fehlen eines Unterkiefers, welcher erst später in der Evolution entstanden ist. Das Maul der schlangenförmigen, schuppenlosen und mit einem unpaaren Flossensaum versehenen Neunaugen besteht aus einer runden, artspezifisch bezahnten Saugscheibe. Die Zähne sind Hautbildungen, vergleichbar etwa mit den Schuppen der Fische. Die Neunaugen werden daher zu den so genannten Rundmäulern gezählt, traditionell aber zu den Fischen gestellt. Namen gebend sind dann die beidseitig angeordneten sieben runden Kiemenöffnungen, die mit den Augen und der unpaaren Nasenöffnung mit viel Phantasie den Eindruck von neun Augen auf jeder Seite vermitteln.
Neunaugen genießen europaweit Schutz nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH). Zudem unterliegen sie in Deutschland dem Schutz nach der Bundesartenschutzverordnung und sind nach den Fischereiverordnungen der Länder ganzjährig geschont. Neunaugen sind wichtige Bioindikatoren bei der Gewässerbewertung nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL), da sie aufgrund der geringen Leistungsfähigkeit bei der Überwindung von Querbauwerken in Fließgewässern sowie ihren hohen Ansprüchen an die Qualität ihrer Laichgewässer geeignete Störanzeiger darstellen. Ihre Bestände gingen durch die zunehmende Verschmutzung der Gewässer und die Zerstörung geeigneter Laichplätze zunehmend zurück, vor allem die Larven reagieren sehr empfindlich auf Sauerstoffmangel. (Quelle: NABU).
Es ist sehr erfreulich, dass Neunaugen im Sandbach gesichtet wurden. Wir sollten den Lebewesen im Bach die Bedingungen nicht noch weiter erschweren. Bitte unterlassen Sie Aufstauungen und weisen Sie gegebenenfalls Ihre Kinder darauf hin. Selbst gebaute Staudämme stellen Hindernisse für Fische dar, die in höhere Gewässerregionen aufsteigen wollen. Außerdem verlangsamen sie die Fließgeschwindigkeit des Wassers, was gerade in Trockenzeiten zu schneller Veralgung führt. Teilweise wurden Steine aus dem Uferbett herausgenommen. Bei einem Hochwasser könnte dies fatale Folgen haben, da das Bachbett nicht mehr stabil ist. Im schlimmsten Fall könnte das zu einem Dammbruch führen.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Unternehmen Sie doch einen Spaziergang am Sandbach und halten Ausschau nach dem Flussneunauge.
Ihr Ortsvorsteher
Manuel Royal