Alles neu, macht der Mai….

Diese Redewendung stammt aus dem noch vor wenigen Jahrzehnten sehr bekannten Frühlingslied „Alles neu, macht der Mai, macht die Seele frisch und frei…“ Geschrieben hat es der aus dem Ruhrgebiet stammende Lehrer und Schriftsteller Hermann Adam von Kamp vor etwa 200 Jahren – also in der Zeit der Romantik, in der Gefühle in Dichtung und Kunst richtig zum Tragen kamen. Das Lied wird übrigens gesungen auf die Melodie des populären Kinderlieds „Hänschen klein“. Ich bin bespannt, was in diesem Mai so „alles neu“ werden wird. Ich hätte da so einige Wünsche.

Vergangene Woche, nach einem längeren Telefonat mit Rektorin Stefanie Schwinger von der Tullaschule über die schwierige Situation für die Kinder und die Planungen für die nächsten Wochen, kam mir die Frage in den Kopf: Was wird man später einmal über den Mai im „Corona-Jahr“ 2020 erzählen?

Ich stelle mir den Unterricht in 40 Jahren vor, in dem das Jahr 2020 thematisiert wird.

Ein Mädchen, vielleicht meine Enkelin, fragt irritiert: „Und die Leute gaben sich nicht die Hand und umarmten sich nicht?“ „Ja“, antwortet der Lehrer, der damals (also heute) noch gar nicht auf der Welt war. „Man musste echt immer Abstand halten, trug Mundschutz und durfte sich nicht berühren?“, fragt das Mädchen erstaunt weiter. „Nein, das war verboten. Sogar Schulen waren geschlossen, damit man sich nicht zu nahe kommt“, erklärt der Lehrer. „Die Menschen waren traurig, oder?“, fragt das Mädchen. „Natürlich waren die Menschen traurig, es sind auch einige gestorben. Aber: viele haben darüber nachgedacht, was wirklich wichtig ist im Leben. Und man hat sich gegenseitig geholfen“, sagt der Lehrer. „Und irgendwann wurde es wieder besser…“
Der Gong ertönt, die Stunde ist beendet. (Das Telefon holte mich zurück in die Gegenwart).

Ich gehe davon aus: Das Jahr 2020 mit der „Corona-Krise“ und ihren Auswirkungen wird irgendwann in den Geschichtsbüchern stehen – wie das Kriegsende oder der Mauerfall. Wir alle, die heute leben, werden also ungewollt Geschichte schreiben – Geschichte, auf die unsere Nachkommen in 40 Jahren stolz sein werden?

Das liegt an jedem Einzelnen von uns. An unserer Disziplin, an vielen Entscheidungen, die wir jetzt treffen und daran, wie wir miteinander umgehen und uns unterstützen. Auf geht`s, gestalten wir gemeinsam Geschichte – Geschichte, die wir später gerne und mit Stolz erzählen werden!

Zum Beispiel beim Erzähl-Abend des Heimatvereins am 31. Oktober 2060. Nehmen wir Rücksicht aufeinander, sodass viele von uns dann bei guter Gesundheit und in positiver Stimmung dabei sein und erzählen können – von „damals“, vom Mai 2020!

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Mai und ein schönes Wochenende!

Ihr Ortsvorsteher
Manuel Royal